Blumiger Protest

Der traditionelle Blumencorso in Kirchberg im Brixental ist in jedem Jahr ein geselliges Spektakel, bei dem es viel zu sehen und erleben gibt. Die prachtvolle Blumenparade durch die Gemeinde im Bezirk Kitzbühel mit über 600.000 Dahlien, Sonnenblumen und weiteren Blüten ist ein absolutes Highlight im Tiroler Sommer. Bunt verzierte Oldtimer und Blumenautos zogen bei der Parade am Feiertag, den 15. August, durch den Ort.  Heuer wurde das Fest auch für eine wichtige Botschaft für alle Bäuerinnen und Bauern genutzt: Ein aufwändig gestalteter Festwagen machte auf die aktuelle Wolfsproblematik in der Region aufmerksam. Die pointierte Darstellung wurde mit dem Alm ohne Wolf-Logo versehen. Danke für die klaren Botschaften und das Engagement – ein wichtiges Zeichen!

Leider aktuell

Nachdem aufgrund der massiven Rissgeschehen im letzten Jahr auf drei Almen in Westendorf und Hopfgarten/Kelchsau heuer fast keine Landwirte im Brixental mehr ihre Schafe auf Almen aufgetrieben haben, hat nun nach ersten Einschätzungen trotzdem ein Wolf zugeschlagen.

Auf der „Geig“ in Kirchberg/Aschau wurden im Grenzgebiet zur Gemeinde Neukirchen im Oberpinzgau fünf durch Kehlbiss getötete Schafe aufgefunden, 27 Tiere sind derzeit noch abgängig. Almbewirtschafter Andi Widmann entschloss sich gemeinsam mit den Auftreibern umgehend, die verbliebenen 62 Tiere in Sicherheit und auf die Heimbetriebe zu bringen. Während die LLA Weitau ihre fünf Tiere alle nach Hause bringen konnte, blieben von der Herde von Schafzüchter Paul Aschaber aus Kirchberg nur 57 von 89 Tieren übrig.

„Seit fünfzig Jahren bewirtschaften wir mit unseren Schafen die Geig. Ich habe die Leidenschaft für die Schafe von meinem Opa mitbekommen und führe diese gerne weiter. Wehmütig stimmt mich, dass es einfach kein entschiedenes Vorgehen gegen den Wolf gibt. Dieses Raubtier passt einfach nicht in unsere von Almwirtschaft geprägte Kulturlandschaft. Es ist traurig, dass es so weit gekommen ist“, bringt es Almbewirtschafter Andi Widmann auf den Punkt.

Es muss gehandelt werden

„Nachdem es in den letzten Jahren schon in unseren Nachbartälern Wolfrisse gab, hat uns der Wolf das erste Mal in unserem Gemeindegebiet heimgesucht. Es trifft hier eine fleißige Bauernfamilie, die ihren Hof im Nebenerwerb bewirtschaftet. Der Hof ist, mit seiner Lage an steilen Hängen, prädestiniert für die Schafzucht. Wenn aber 1/3 der Tiere vom Almsommer nicht zurückkehrt, wird man sich überlegen, ob man weiterhin noch Schafzucht betreibt.

Weiters wird es im Jahr 2023 wieder eine Alm mehr sein, auf die keine Tiere aufgetrieben werden. Nachdenklich macht mich bei diesem Thema, dass sich ein großer Teil der Gesellschaft immer noch der Realität auf den Almen verweigert. Vor ca. 200 Jahren haben die Menschen in den Alpenregionen erkannt, dass ein Nebeneinander von Wolf und Landwirtschaft nicht funktioniert und haben ihn deshalb in Gebiete zurückgedrängt, wo er sich artgerecht aufhalten kann. An dem hat sich bis heute nichts geändert und die Folgen einer Vermehrung der Wolfpopulation werden wir erst später wahrnehmen (bspw. Landwirtschaft, Tourismus…).

Deshalb gehören Wölfe, die sich Nutztiere zur Beute machen, entnommen“, stellt Martin Aschaber, Ortsbauernobmann von Kirchberg, klar.

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