Kössen; Juli 2020

Kössen und Walchsee: Fünf gerissene Schafe

Auf der Naringalm in Kössen sowie auf der Baumgartner Alm in Walchsee wurden am 20. Juli insgesamt fünf gerissene Schafe gefunden. „Aufgrund des Rissbildes ergibt sich bei den toten Schafen im Bezirk Kitzbühel ein konkreter Wolfsverdacht“, so Martin Janovsky, Beauftragter des Landes Tirol für große Beutegreifer. Zur weiteren Abklärung wurden von den örtlich zuständigen Amtstierärztinnen Tupferproben für eine DNA-Analyse genommen.

Wolfsfoto_Wildkamera Kössen
Die DNA-Tests der gerissenen Schafe sind zwar noch nicht ausgewertet, dass ein Wolf rund um die Naringalm unterwegs ist, beweist dieses Foto einer Wildkamera.

Schon im Juni wurden genau in diesem Gebiet Schafe gerissen. Auf der Naringalm waren es damals fünf, jetzt noch einmal vier Schafe. Zwei der sechs Bauern, die ihre Schafe auf die Naringalm getrieben haben, haben ihre Tiere jetzt wieder ins Tal gebracht. Leonhard Mühlberger ist der Almbewirtschafter. Seine eigenen Schafe bleiben weiter auf der Alm: „Ich brauche die Schafe hier, um die steilen Almwiesen gepflegt zu halten.“ Wie die Alm in zehn Jahren aussehen würde, wenn die Schafbauern ihre Tiere künftig nicht mehr auftreiben, möchte sich Mühlberger gar nicht vorstellen. Herdenschutz ist hier ebenso ein äußerst schwieriges Unterfangen und mit vielen Kosten verbunden. So stellen unter anderem das besonders abschüssige Gelände und die Zugänglichkeit der vorhandenen Wasserstellen große Herausforderungen dar. Auch die verbleibende Almsaison wird Mühlberger also noch täglich um sein Vieh bangen müssen. „Es gibt derzeit keine zufriedenstellende Lösung, wie mit dieser Situation umgegangen werden soll. Eines ist für mich aber klar: Wenn meine Schafe auf der Alm künftig nicht mehr sicher sind, werde ich generell aufhören mit der Schafhaltung.“

Wolf von Almhütte verscheucht

Nicht nur auf der Naring- und auf der Baumgarten Alm hat der Wolf die Alminger fest im Griff. Auf der benachbarten Karalm ist Rosmarie Mayr dem Wolf am Montag, den 20. Juli sogar direkt begegnet. Um 05:45 Uhr war sie vor der Almhütte und hat dort auf dem Fahrweg zur Alm ein Tier laufen sehen. Erst als das Tier näher kam, erkannte sie, dass es sich um einen Wolf handelte: „Da ist einem natürlich nicht mehr wohl. Wir haben unsere Kälber über Nacht wegen dem Wolf im Stall eingesperrt. In der Früh waren sie aber schon auf der Weide vor der Hütte. Der Wolf war genau in ihre Richtung unterwegs. Da habe ich geschrien und mit dem Besen geklopft und herumgefuchtelt, um ihn zu vertreiben“, erzählt Rosmarie Mayr. Der Wolf sei daraufhin zwar kurz abgezogen, dann aber wieder zu den Kälbern unterwegs gewesen. „Da habe ich wieder geschrien und den Besen geschwungen“, schildert Mayr: „Wirklich scheu ist er mir definitiv nicht vorgekommen. Nach einer Zeit ist der Wolf aber dann doch weggelaufen.“ 30 bis 50 Meter entfernt, so schätzt Mayr, war der Wolf von ihr entfernt. „Ich war froh in der Nähe der Hütte zu sein. Draußen auf der Weide wäre mir bei so einer Begegnung noch unwohler gewesen“. Rosmaries Mann Stefan ist Senner auf der Karalm. An den Wochenenden unterstützt sie ihren Mann auf der Alm. Schafe gibt es auf der Alm keine. Aber natürlich ist auch die Sorge um die Rinder groß.

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