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Tödliche Wolfsattacken in Nauders

„Es ist zum Verzweifeln“ so schildert Christoph Salzgeber beim Lokalaugenschein am Tatort die dramatische Situation nach den mehrfachen tödlichen Angriffen einer Wölfin mit der Bezeichnung 157 FATK auf seine Schafherde. Bereits am 22. Juni und dann ein zweites Mal am 11. August hat die Wölfin den ordnungsgemäß errichteten Herdenschutzzaun überwunden und insgesamt drei Schafe getötet und drei weitere verletzt. 
Die Familie hat den Herdenschutzzaun in aufwendiger Handarbeit auf unserer Bergwiese aufgestellt. Über 100 Arbeitsstunden waren dafür notwendig, bis die Fläche von zweieinhalb Hektar auf über 2.100 Metern Seehöhe eingezäunt war.  Die Spuren am Zaun zeigen, dass die Wölfin den Zaun durch- bzw. übersprungen hat.
„Grundsätzlich ist die eingezäunte Bergwiese eine perfekte Weide für unsere Schafe, aber so ist unsere Motivation am Ende.  Wir sind begeisterte Schafzüchter und wollen unsere Juraschafherde eigentlich erweitern; von momentan zehn Stück auf über vierzig Stück.“ schildert Christoph Salzgeber.

Leider hat sich die tödliche Blutspur der Wolfsattacken auf den Nauderer Almen fortgesetzt. Peter Waldegger von der Bergmeisterei Nauders berichtet, von zehn getöteten Schafen, die man gefunden habe – teilweise aber nur mehr die Reste der Kadaver. Gänsegeier hatten sich über die Schafe hergemacht.
Das Ergebnis der Untersuchung an einem getöteten Schaf vom 29. August liegt vor. Es kann eindeutig ein Wolf nachgewiesen werden. Ob es dieselbe Wölfin war, die wenige Tage vorher auf der Privatweide von Salzgeber zugeschlagen hat, wird sich bei den weiteren Untersuchungen herausstellen. „Wie viele Schafe letztlich abgängig und den Raubtieren zum Opfer gefallen sind, das wird man erst nach dem Almabtrieb wissen,“ sagt Bergmeister Peter Waldegger. Trotz der ständigen Behirtung und der gelenkten Weideführung mit Hirtenhunden und Lenkungszäunen, haben die Raubtiere auf der Schafalm zugeschlagen.

Eine große Beunruhigung der Rinder- und Pferdeherden war ab Anfang August spürbar, berichten die Hirten der Nauderer Almen. Die Tiere waren versprengt und haben sich ganz anders verhalten, als es sonst der Fall ist. Das zeigt, dass der Wolf oft sehr nahe bei den Herden war. Meldungen über beunruhigte Vieherden gab es auch aus dem Kaunertal, wo es bereits am 17. Juli ein Wolfsangriff gegeben hat. Dort war es ein männlicher Wolf mit der Bezeichnung 164 MATK, der zehn Schafe gerissen hat.

Anlässlich der dramatischen Zuspitzung der Lage hat die Bergmeisterei und Ortsbauernschaft Nauders am 5. September zu einer Informationsveranstaltung geladen. Die Teilnahmerzahl mit über sechzig Personen mit Vertretern der Landwirtschaft, Gemeinde, Tourismuswirtschaft, Jagd und betroffenen Schafbauern war außerordentlich hoch. Neben einer Grundinformation zu den bisherigen Rissen und zur Entschädigungsrichtlinie des Landes stand natürlich die Frage im Mittelpunkt: Wie geht‘s weiter?
Aufgrund der Tatsache, dass auf der Alm in Nauders die Schafe durch die ständige Behirtung und die Weidelenkung sehr gut beaufsichtigt sind und bei Bedarf auch in einen Schutzzaun gebracht werden können, hat man sich eindeutig dafür entschieden, den Sommer auf der Alm fortzuführen und nicht vorzeitig abzutreiben. Vielmehr beunruhigte alle Anwesenden jedoch die Tatsache, dass es im benachbarten Graubünden heuer bereits neun Wolfsrudel gibt und die Raubtiere einen Kreis um die Tiroler Almlandschaft schließen.

„Wenn wir in fünf Jahren noch eine intakte Berglandwirtschaft, Almwirtschaft, Tourismuswirtschaft – ja, einen funktionierenden ländlichen Raum – haben wollen, dann muss sehr schnell gehandelt werden. Da führt an dem Abschuss von Wölfen kein Weg vorbei“, bringt Bezirksobmann Elmar Monz die Sache noch einmal auf den Punkt.
Und weiter: „Wir erledigen unsere Hausaufgaben mit der Behirtung und Weidelenkung, aber damit können wir ein Rissrisiko lediglich reduzieren, nicht verhindern, wie wir es ja heuer in Nauders ganz klar erleben mussten.“
Er bekräftigt dabei noch einmal die dringend notwendige Umsetzung der Resolution zum Schutz und der Erhaltung der traditionellen Alm- und Berglandwirtschaft, die eine ganzjährige Bejagung der Raubtiere fordert. Diese Resolution wird von den Bezirken, dem Almwirtschaftsverein, der Rinderzucht Tirol, der Schaf- und Ziegenzucht, der Weidezone Tirol sowie vom LK Ausschuss Beutegreifer, Forst, Jagd und Nutzungskonflikte ausdrücklich unterstützt.

Das Dokument zur Resolution ist hier zum Download verfügbar.

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